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Was ich in 5 Jahren Jobcoaching gelernt habe

Frau steht vor Glasfront, Überschrift: Was ich in 5 Jahren Jobcoaching gelernt habe

Fünf Jahre Jobcoaching – das sind Hunderte Gespräche, unzählige Fragen und mindestens genauso viele Aha-Momente. Und eines kann ich mit Sicherheit sagen: Kein Bewerbungsprozess gleicht dem anderen.

Trotzdem tauchen bestimmte Muster immer wieder auf – ganz gleich, ob jemand aus der Produktion kommt oder aus dem Projektmanagement. In diesen fünf Jahren habe ich nicht nur viel über den Arbeitsmarkt gelernt, sondern vor allem über Menschen in Umbruchsituationen. Über Zweifel. Über Mut. Und darüber, wie viel Klarheit entsteht, wenn jemand (wieder) erkennt, was er oder sie kann.

In diesem Beitrag teile ich mit dir, was sich in der Praxis im Jobcoaching als besonders herausfordernd erwiesen hat – und was meinen Klient:innen (und mir) wirklich geholfen hat. Ohne Fachjargon, aber mit Erfahrung. Ohne Allwissenheit, aber mit Haltung.

Herausforderungen, die immer wieder auftauchen

1. Veränderung kommt selten gelegen
Ob Produktionshelfer oder Bereichsleitung – wer unfreiwillig in den Jobwechsel rutscht, kämpft meist erst mit sich selbst, bevor er sich auf den Bewerbungsprozess einlassen kann.

2. Eigene Stärken sehen? Gar nicht so einfach
Viele tun sich schwer, ihre Fähigkeiten und Erfolge greifbar zu machen – gerade dann, wenn sie als „selbstverständlich“ und Teil der Aufgabe erlebt werden.

3. Karriere by Zufall
„Das hat sich halt so ergeben“ – diesen Satz höre ich oft. Bewusst Ziele zu definieren, fällt umso schwerer, wenn bisher alles irgendwie lief.

4. Bewerben ist kein Bauchladenverkauf
Nicht alles gehört detailliert in den Lebenslauf. Es geht um Klarheit, Relevanz – und darum, den roten Faden sichtbar zu machen.

5. Vorstellungsgespräche = Stressfaktor Nr. 1
Stress und Aufregung gehören dazu. Richtig kanalisiert machen sie dich präsent – und oft sogar schlagfertiger, als du selbst glaubst.

6. Bewerbungsprozess im Wandel
KI, LinkedIn, Chatbots, Videointerviews – wer das letzte Mal 2015 gewechselt hat, fühlt sich heute oft wie ein Digital-Neuling. Und das ist völlig normal.

7. Wenn die Suche zur Einsamkeit wird
Gerade in längeren Bewerbungsphasen fehlt vielen der Austausch. Feedback bleibt aus, Selbstzweifel nehmen zu – ein echter Nährboden für Aufschieberitis und Grübelschleifen.

8. Absagen – der Test deiner Resilienz
Absagen gehören dazu. Oft haben sie weniger mit dir als Person zu tun, sondern mit Passung, Timing, Budget oder internen Lösungen. Prüfe deine Unterlagen, passe sie an – und weiter geht’s.

9. Die Stelle spricht mich an, aber…
Top-Ausreden, warum sich Klienten:innen nicht bewerben: „Ich erfülle nicht 100 % der Anforderungen“, „Andere sind sicher besser“, „Was, wenn mir der Job doch nicht gefällt?“ – alles normal, aber selten hilfreich.

10. Lost in der Stellenbörse
Stundenlanges Scrollen endet oft in Frust. Ohne klare Strategie wird die Suche schnell zum Selbstzweifel-Turbo.

Was hilft – immer wieder

1. Struktur statt Panik
Den Bewerbungsprozess in Etappen und Meilensteine aufzuteilen, schafft Orientierung – und kleine Erfolge auf dem Weg.

2. Selbstpräsentation ist keine Zauberei
Mit Struktur und Fokus zeichnest du ein klares Bild von dir. Bonus-Tipp: Üben macht spürbar sicherer.

3. Jobgespräche auf Augenhöhe verändern alles
Wer sich als Gesprächspartner:in auf Augenhöhe versteht, sendet ganz andere Signale. So entstehen echte Dialoge anstelle monotoner Vortragsrunden.

4. Der Lebenslauf als Leistungs-Bühne
Leistungsbeispiele machen deinen Werdegang greifbar. Nicht „das war meine Aufgabe“, sondern: „das habe ich konkret getan und das wurde dadurch erreicht“.

5. Analyse der Stellenanzeige als Erfolgsbaustein
Identifiziere Schlüsselanforderungen und Schlüsselwörter. Dann sorge dafür, dass sich (zutreffende!) Schlüsselwörter in Lebenslauf und Anschreiben wiederfinden.

6. Fokus auf den Nutzen fürs Unternehmen
Im Anschreiben, im Lebenslauf – und am besten auch im Gespräch – hilft die Frage: Was hat das Unternehmen davon, mich einzustellen?

7. KI ist kein Feind
Ob beim Formulieren von Anschreiben, beim Aufpolieren des Profils oder als Trainingspartner fürs Interview – KI kann entlasten. Wenn man weiß, wie.

8. Der Einstieg machts
Dein Anschreiben muss im ersten Satz zünden. Warum genau diese Stelle? Warum genau du? Und bitte nicht: „Mit großem Interesse habe ich …“

9. Netzwerke nutzen
Die coolsten Jobs kommen aus deinem Netzwerk und nur selten von einer Stellenbörse. Und direkte Empfehlungen sind echte Bewerbungsbooster.

10. Die innere Haltung schlägt jede Formalität
Wer weiß, was er will – und warum – strahlt das auch aus. Und das überzeugt oft mehr als der schönste Lebenslauf.

Was bleibt nach fünf Jahren intensiver Jobcoaching-Praxis?

Veränderung verunsichert – selbst die, die stark durchs Leben gehen.
Bewerbungsprozesse triggern Selbstzweifel, das eigene Selbstbild und manchmal sogar alte Geschichten. Und: Die größte Hürde ist oft nicht das Anschreiben – sondern das eigene Mindset.

Aber genauso klar ist: Mit Struktur, einem klugen Blick auf die eigenen Stärken und dem Mut zur Klarheit wird aus Chaos wieder Richtung. Bewerbung darf sich nach Selbstführung anfühlen – nicht nach Selbstverrenkung.

Als Coachin sehe ich mich nicht als Wegweiserin mit fertiger Landkarte, sondern als Lotsin, die gute Fragen stellt, Knoten löst und mit durch die Untiefen geht. Wenn du dich also gerade in einem beruflichen Umbruch befindest: Du bist nicht allein. Und du musst da nicht allein durch.

Vielleicht findest du dich in dem einen oder anderen Punkt wieder – und vielleicht ist genau das der erste Schritt raus aus dem Grübelloop und rein in die Klarheit.

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